„Boutiquenfonds sind für den Portfoliokontext sehr wichtig“

(Quelle: Fundview.de) Fonds-Boutiquen bieten Investoren zahlreiche Vorteile. Vergleichen wir ihre Boutiquenfonds doch einmal mit den Dickschiffen der großen Gesellschaften: Zwar befinden sich auch in der Produktpalette der Branchengrößen empfehlenswerte Fonds, die von hervorragenden Portfoliomanagern geleitet werden. Ihre schiere Größe entwickelt sich jedoch häufig zur Bürde.

Dagegen gleichen Boutiquenfonds kleinen Speed-Booten. Sie sind leicht zu manövrieren und können mit ihren kurzen Entscheidungswegen sehr schnell auf Marktbewegungen reagieren. Sie besetzen häufig Nischen oder spezielle Branchentrends. Ihre Manager verfolgen zumeist einen individuellen Anlagestil, da sie keinen Konzernvorgaben unterliegen.

Wir haben eine interessante Beobachtung gemacht: Je jünger ein Fonds und je geringer sein Volumen ist, desto besser fällt seine Anfangsperformance aus – wobei Ausnahmen natürlich die Regel bestätigen. Die Managerinnen und Manager hängen sich in dieser Phase richtig rein. Sie geben sich große Mühe, ihren Anlagestil und ihre Anlageziele optimal umzusetzen und ihre Kunden vom Mehrwert des gewählten Ansatzes zu überzeugen. Wächst das Fondskapital im Laufe der Zeit über ein gewisses Volumen hinaus, fließen hingegen sukzessive Kompromisse in die Anlageentscheidungen ein. Wir beobachten dies im Besonderen, wenn in engen Märkte wie zum Beispiel Small- und Midcaps oder Nischenthemen investiert wird.

Ein weiterer Pluspunkt: Fonds-Boutiquen bieten Investoren in der Regel einen sehr guten Zugang zum Management. Dieses nutzt seine Chance gerne, die eigenen Anlageentscheidungen transparent darzulegen und so Vertrauen aufzubauen. Außerdem sind die Initiatoren und Manager häufig selbst in ihren Fonds investiert. Somit sitzt die Fonds-Boutique mit den übrigen Investoren in einem Boot.

Wenn man die Kriterien der Selektion von Boutiquenfonds betrachtet, finde ich es sehr wichtig, dass die Manager ihr Anlageziel, ihren Anlagestil, ihre Herangehensweise und ihr Risikocontrolling verständlich und nachvollziehbar darlegen können. Wie erwähnt sind viele Boutiquenfonds jünger und kleiner als die Flaggschiffprodukte, widmen sich Nischenthemen und kümmern sich seltener um Benchmarks. Damit müssen Investoren ein höheres Maß an Vertrauen in die Idee und die handelnden Personen aufbringen.

In den Gesprächen mit den Initiatoren und Managern eines Fonds stelle ich persönlich auch die Frage, ob man sich im Vorfeld Gedanken gemacht hat, bis zu welchem Volumen die gewählte Anlageidee ohne Kompromisse umsetzbar ist. Damit bekommt man auch eine Vorstellung, wann später ein Soft-Closing und/oder Hard-Closing erfolgen sollte. Überzeugt das Management in den erwähnten Punkten, bekommen Anleger ihren Mut, in einen jungen Fonds zu investieren, überdurchschnittlich häufig mit einer guten Performance belohnt.

Wir sind absolut der Meinung, dass Boutiquenfonds für den Portfoliokontext sehr wichtig sind. Sie sorgen für eine bessere Diversifikation im Portfolio. Ihre Beimischung reduziert die Korrelation mit dem Gesamtmarkt, was typische Anlagerisiken wirkungsvoll eingrenzt, wenn mal wieder eine Krise aufzieht. Hinzu kommt die Aussicht auf Überrenditen aufgrund der Spezialisierung auf Nischenthemen und/oder spezielle Anlagestile.

Autor: Jörg Wenner, FIDUS Finanz AG, Niederlassungsleiter Gevelsberg

Der Beitrag erschien im Rahmen einer Vermögensverwalter-Umfrage von Fundview.de zum Thema Boutiquenfonds