Plädoyer für Buy and Hold
„Hin und her macht Taschen leer“ – diese alte Börsianerregel bewahrheitet sich immer wieder.
(Quelle: dasinvestment.com) Anleger sollten auf hektische Umschichtungen verzichten und an ihren bewährten Investments festhalten. Schließlich prasseln Tag für Tag unzählige Informationen auf die Investmentgemeinde ein. Konjunkturdaten, Quartalsergebnisse und Analystenratings warten darauf, in Kauf- und Verkaufsentscheidungen umgemünzt zu werden. Hinzu kommen die Empfehlungen der vielen Experten. Sie präsentieren meistens gute Argumente, warum dieser Markt oder jene Branche in den kommenden Monaten ganz besonders gut abschneiden könnte.
Als überzeugter Buy-and-Hold-Investor befremdet mich dieses Treiben. Das ständige Rein und Raus sowie das hektische Aufspringen auf mehr oder minder kurzlebige Börsentrends stehen einer guten Performance eher im Wege. Letztendlich handelt es sich dabei um Spekulation. Die meisten Spekulanten scheitern aber, weil sie irgendwann aufs falsche Pferd setzen und an einem unvorhergesehenen Hindernis abgeworfen werfen.
Zuwächse wirken auf lange Sicht wie ein Zinseszinseffekt mit Turbolader
Wer bei der Kapitalanlage nur auf kurzfristige Erfolge schielt, verzichtet zudem auf ein besonders wertvolles Charakteristikum erfolgreicher Aktiengesellschaften. Gemeint ist die Eigenschaft, möglichst Jahr für Jahr höhere Verkaufspreise durchzusetzen, den Jahresgewinn kontinuierlich zu steigern und die Dividende Zug um Zug anzuheben. Auf kurze Sicht macht sich dieser positive Effekt kaum bemerkbar. Er wird daher häufig unterschätzt oder gar als langweilig abgetan. Auf lange Sicht wirken die geschilderten Zuwächse dann jedoch wie ein Zinseszinseffekt mit Turbolader: Arbeitet ein Unternehmen langfristig profitabel und lässt es seine Aktionäre daran teilhaben, können Jahr für Jahr höhere Ausschüttungen vereinnahmt werden. Gewöhnlich klettert dann auch der Aktienkurs, was den Anlageerfolg zusätzlich steigert.
Wer Qualitätsunternehmen wie zum Beispiel Linde, Nestle oder SAP seit vielleicht zwanzig Jahren sein Eigen nennt, weiß diesen Vorzug zu schätzen. Steuerfragen einmal ausgeklammert, decken häufig schon die aufgelaufenen Dividenden den Kaufpreis von damals ab. Hinzu kommen die Kurszuwächse. Zur Einordnung: Ein Anlageerfolg von etwas mehr als sieben Prozent pro Jahr bewirkt, dass sich ein Anfangskapital in zehn Jahren in etwa verdoppelt und in zwanzig Jahren sogar vervierfacht. Zuwächse in der genannten Größenordnung waren in der Vergangenheit mit Qualitätstiteln auch zu erzielen, über alle einschlägig bekannten Krisen hinweg. Es profitierte aber nur, wer an seinen Investments festhielt und nicht verkaufte, wenn es an der Börse stürmte.
Dividenden als Performancetreiber
Eine zielführende Buy-and-Hold-Strategie beruht zu einem bedeutenden Teil auf Dividendenzahlungen. Wie dynamisch kontinuierlich fließende Ausschüttungen den Anlageerfolg steigern, zeigen ein paar simple Beispiele. So gewann der DAX, bekanntlich ein Performanceindex, in den vergangenen zehn Jahren rund 83 Prozent. Seit kleiner Bruder, der DAX-Kursindex, legte in der zurückliegenden Dekade bis Ende Januar 2024 nur um gut 36 Prozent zu.
Noch ein Stück besser lief es im genannten Zeitraum bei ausgewählten DAX-Unternehmen. So kletterte zum Beispiel das Siemens-Papier auf Zehnjahressicht um rund 70 Prozent. Der Münchner Konzern, der seine Geschäftsfelder mehrfach umstrukturierte, kostete damals um die 96 Euro. Seitdem wurden rund 38 Euro an die Eigenkapitalgeber zurückgegeben. Hinzu kommt ein Kurszuwachs von circa 70 Prozent.
Wer es sich leisten kann, wirbt auch mit seiner erfolgreichen Dividendenhistorie. So rechnet beispielsweise die Allianz SE vor, dass sich ein Investment in den Versicherer glatt verdreifachte, wenn man die Ausschüttungen der Jahre 2013 bis 2022 in das Unternehmen reinvestierte. Eine Verdreifachung in zehn Jahren entspricht einer Rendite von rund 12 Prozent per anno.
Fazit: Lassen Sie sich angesichts der hektischen Ausschläge an den Märkten nicht zu unüberlegtem Handeln verführen und investieren Sie langfristig. Eine Anlagestrategie der ruhigen Hand hat sich rückblickend meist ausgezahlt. Deren Erfolg setzt freilich die Selektion von Titeln voraus, die ihr Geschäft auch zukünftig steigern können. Eine überzeugende Kurs- und Dividendenhistorie ist dafür keine Garantie, darf aber als wichtiges Indiz gelten.
Autor: Volker Henkel, Vorstand der FIDUS FINANZ AG
Der Beitrag erschien am 31. Januar 2024 auf dasinvestment.com